Und nein, Fahrradfahrer sind keine Heilige im Straßenverkehr

von Ralf Vüllings (Kommentare: 0)

Egal ob Großstadt oder Dorf, was da bei den Fahrradfahrern so abgeht, ist manchmal atemberaubend. Fahrradwege auf beiden Seiten, egal, wir fahren auf der normalen Fahrbahn und sowieso auch auf den Fahrradwegen gerne auf der falschen Seite. Leider kennt man das inzwischen wohl überall.

Und siehe da, es kam zu einem Unfall mit einem Fahrrad. Dieser fährt entlang einer Landstraße auf einem Radweg, der einen Autozubringer kreuzt. Hier hat der Autoverkehr Vorfahrt. Dem klagenden Fahrradfahrer kommt eine Autofahrerin entgegen, die nun über diesen Zubringer auf die Autobahn wechseln möchte. Als beide sich kreuzten, kam es zu einem Unfall, bei dem der Fahrradfahrer leider schwer verletzt wurde.

Der schwer verletzte Fahrradfahrer reichte Klage ein und verlangte vor dem Landgericht in Lübeck von der Autofahrerin bei einer Quote von 2/3 Schmerzensgeld. Seine Begründung war, dass er als Fahrradfahrer zwar die Vorfahrt des PKW missachtet hatte, die Autofahrerin sei aber zu schnell gewesen und habe zudem auch frei Sicht gehabt. Sie hätte schließlich den Unfall vermeiden können. Die beklagte Autofahrerin entgegnete wiederum, dass sie von der Sonne geblendet worden sei und deshalb den Radfahrer erst im letzten Moment hätte sehen können.

Das angerufene LAG kam zu der Feststellung, dass die Haftung der Autofahrerin zu verneinen ist! Das Gericht hatte im Vorfeld Zeugen befragt und ein Gutachten eines technischen Sachverständigen eingeholt. Alles zusammen ergab, dass die Autofahrerin eben nicht zu schnell unterwegs war, sondern im Gegenteil, sie fuhr nachweislich eher langsam und hatte keine Zeit, durch eine schnelle Reaktion ihrerseits den Unfall zu verhindern. Für das Gericht wog der eindeutige Vorfahrtsverstoß durch den Fahrradfahrer so schwer, das die Betriebsgefahr von Seiten der Autofahrerin komplett verdrängt wurde.

Quelle: Landgericht Lübeck, Urteil vom 17.01.2024 – 6 O  8/22_

 

Wie auch immer man das ganze selbst bewertet, dass Wichtigste muss es für alle sein, diese Unfälle unbedingt zu vermeiden!

Kommt immer ohne solche unerfreulichen Erlebnisse wieder nach Hause!

Eure Fachgewerkschaft GTL - die basiswurzelte Arbeitnehmerorganisation für Transport & Lagerung.

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